Blei

 

Bleivergiftung

 

Blei gilt als ein starkes Blut-, Nerven- und Nierengift.

Es blockiert viele Enzyme und verdrängt Metall-Ionen, die zum Aufbau von Enzymen benötigt werden.

Blei schädigt die Zellen des Gehirns und des gesamten Nervensystems, es beeinträchtigt die Blutbildung und führt zu Magen-Darm-Beschwerden, Nierenschäden, zu Schäden der Geschlechtsorgane und zu Unfruchtbarkeit. Auch der Embryo kann geschädigt werden.

Blei und seine anorganischen Verbindungen haben sich im Tierversuch als krebserzeugend erwiesen (z. B. Nierentumore bei Ratten).

Schwere Bleivergiftungen führen zu Koma und Tod durch Kreislaufversagen.

Blei wird vor allem in den Knochen gespeichert, wo es an die Stelle des Kalziums tritt (Bleiphosphat anstelle Kalziumphosphat). Aufgrund der Bleibelastung entstehen Knochenschäden: Bei bleibedingter Osteosklerose wird das Knochengewebe zunehmend verdichtet und verhärtet, was zwar zu einer Zunahme der Knochenmasse führt, allerdings bei abnehmender Bruchfestigkeit der Knochen. Bei Osteonekrose stirbt das mit Blei vergiftete Knochengewebe ab, wodurch die Knochen allmählich morsch und brüchig werden.

Bei einer Bleivergiftung reichert sich Blei vor allem in Nieren, Zähnen, Knochen und im Knochenmark an. In den Knochen beträgt die Halbwertszeit fünf bis zwanzig Jahre. So lange dauert es, bis sich die Bleikonzentration in den Knochen halbiert hat.

Eine gute Mineralstoffzufuhr verringert die Bleiaufnahme und verbessert die Entgiftungskapazität. Auch muß genug Protein zugeführt werden, denn Entgiftungsenzyme werden aus Aminosäuren aufgebaut.

Bei rapide schwindender Knochenmasse, etwa durch eine Kortison-Behandlung ausgelöst, kann es bei bleibelasteten Knochen zu einer Rückvergiftung kommen: Die Bleikonzentration im Blut erhöht sich entsprechend, wobei zum Teil deutliche Symptome einer Bleivergiftung beobachtet werden können.

Schon bei einer relativ geringen Bleibelastung können die Knochen indirekt geschädigt werden. Denn bei 100 µg Blei pro Liter Blut verschlechtert sich die Nierenfunktion, wodurch bei latenter Azidose der Abbau von Knochenmasse beschleunigt und damit Osteoporose begünstigt wird. (Zur Orientierung: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat den höchstzulässigen Wert im Blutserum bei Belastung am Arbeitsplatz mit 400 µg/l für Männer und 300 µg/l für Frauen unter 45 Jahren festgesetzt. Also bereits eine relativ geringe Bleibelastung kann Osteoporose fördern.) Hieraus wird deutlich, wie wichtig es ist, die Bleiaufnahme vorbeugend zu minimieren. Die Aufnahme von Blei erfolgt gewöhnlich über:

Leitungswasser, wenn dieses durch Bleirohre fließt. Abhilfe: Bleirohre auch außerhalb des Hauses auswechseln. Wasserreinigung mit Umkehr-Osmose oder Dampfdestillation. Bleiverdächtiges Leitungswasser nicht trinken, besonders dann nicht, wenn es über Nacht in den Rohren gestanden hat. Es ist besser, das Trinkwasser bereits am vorhergehenden Abend abzufüllen.

Bleistaub in der Atemluft, besonders in der Nähe von Hüttenwerken und bleiverarbeitenden Fabriken. Wind kann bleihaltigen Staub über große Entfernung verwehen. Gefährdet sind vor allem die Arbeiter in der bleiverarbeitenden Industrie (z. B. Akkumulatorenfabriken, Zink- und Bleihütten, Kunststoffindustrie).

Bleihaltige Autoabgase. Bleitetramethyl und Bleitetraethyl dienten früher als Antiklopfmittel im Benzin. Speziell zugesetzte bromierte und chlorierte Verbindungen wandeln im Verbrennungsraum Bleioxid in flüchtiges Bleibromid und Bleichlorid um, die mit den Abgasen in die Umwelt freigesetzt werden. In vielen Ländern ist verbleites Benzin seit langem verboten. Auch würde verbleites Benzin den Katalysator zerstören. Verbleites Benzin wird aber auch heute noch im Motorsport und als Flugbenzin verwendet.

Bleihaltige Abgase bei der Müllverbrennung.

Gemüse und Salat, wenn diese in der Nähe von bleiemittierenden Hüttenwerken angebaut wurden. Bleihaltiger Staub kann zwar nicht ins Pflanzengewebe eindringen und somit abgewaschen werden, Blei reichert sich jedoch mit der Zeit im Boden an, wodurch die Bleibelastung der Pflanzen entsprechend ansteigt. Das gilt auch für Böden, die früher durch Blei belastet worden sind, etwa in der Nähe vielbefahrener Straßen und stillgelegter Bleihütten sowie für Ackerflächen, die früher mit Klärschlamm gedüngt wurden.

Fleisch und Milch von Tieren, die auf bleibelasteten Böden geweidet haben. Besonders hoch belastet sind Leber, Niere und Gehirn.

Muttermilch entsprechend der Bleibelastung der stillenden Mutter.

Fisch aus belasteten Gewässern.

Bleihaltige Glasuren auf Keramikgeschirr, die kleine Bleimengen an die Speisen abgeben können.

Bleihaltige Ölfarben, die früher oft verwendet wurden.

Besonders gefährlich ist das Einatmen bleihaltiger Abgase und Stäube, weil ein beträchtlicher Teil des Bleis über die Lungen vom Blut aufgenommen wird. Doch seit des Verbots von verbleitem Benzin ist die Bleibelastung der Luft in Großstädten auf weniger als ein Zehntel zurückgegangen. Auch Müllverbrennungswerke und bleiverarbeitende Hüttenwerke und Fabriken emittieren heutzutage dank der Feinstaubfilter deutlich weniger Blei als früher.