Cortisol

 

Cortisol und seine vielfältigen Wirkungen

 

Cortisol (Kortisol) ist ein lebensnotwendiges Steroidhormon, das in der Zone fasciculata, der zweiten von drei Zonen der Nebennierenrinde, gebildet und schubartig etwa sieben- bis zehnmal täglich freigesetzt wird.

Ohne Cortisolausschüttung würde der Mensch binnen weniger Tage sterben.

Cortisol ist das wichtigste Glukokortikoidhormon und kommt etwa siebenmal häufiger als Cortikosteron vor. Die Cortisolbildung erfolgt in den Mitochondrien der Nebennierenrinde. Ausgangsstoff ist Pregnenolon, ein Abkömmling des Cholesterins, der Rohstoff für die Bildung aller Steroide. Die Herstellung des Cortisols erfolgt über zahlreiche Zwischenprodukte in einer hochkomplexen chemischen Reaktionskette.

Cortisol wird vermehrt bei anhaltendem Streß freigesetzt und deshalb oft als Streßhormon bezeichnet. Doch das ist nur ein Teil seines Wirkungsspektrums. Auch bei Infektion und Entzündung wird vermehrt Cortisol gebildet.

Bei Streß reagiert das Cortisolsystem träge, anders als das Katecholaminsystem, das sofort anspringt, jedoch auch bald wieder nachläßt. Erhöhte Cortisolausschüttung ist die Reaktion des Körpers auf Dauerstreß.

Cortison (Kortison) ist die oxidierte inaktive Form von Cortisol.

Ausführlich über Cortisol und dessen Wirkung auf die Knochen:

Die Wirkung von Cortisol

  1. Fördert den Proteinabbau und wandelt Aminosäuren in Glukose um (Glukoneogenese) mit dem Ziel der Erhöhung des Blutzuckerspiegels und vermehrter Glykogenbildung in Leber und Muskulatur, um dem Streß besser gewappnet zu sein.
  2. Vermehrte Freisetzung von Glukose und Fettsäuren, wodurch Energiereserven mobilisiert sowie Kraft und Ausdauer gesteigert werden, um bei Bedrohung, Flucht und Kampf die Überlebenschancen zu verbessern.
  3. Der Blutzuckerspiegel erhöht sich.

Aufgrund dieser Wirkungsprinzipien steigert Cortisol die körperliche Leistungskraft. Wird Streß zu einer Dauererscheinung, kommt es zur Erschöpfung und läßt die Leistungskraft nach.

Weitere Wirkungen von Cortisol:

  • Der Natriumgehalt des Blutes steigt, wodurch Blutvolumen und Blutdruck zunehmen.
  • Cortisol verringert die Natriumverluste über die Nieren.
  • Wirkt verengend auf die Blutgefäße, was gleichfalls eine Blutdruckerhöhung zur Folge hat, wobei die Blutversorgung von Gehirn und Skelettmuskulatur verbessert wird, um Höchstleistungen bei der Flucht oder im Kampf vollbringen zu können.
  • In der Folge der Anhebung des Blutzuckerspiegels steigt der Insulinspiegel.
  • Cortisol wirkt entzündungshemmend.
  • Verstärkt Immunreaktionen.
  • Dämpft das Schmerzempfinden.
  • Vermindert allergische Reaktionen.

 

Cortisolbildung im Tagesverlauf

Ohne Streß folgt die Cortisolausschüttung einem typischen Tagesverlauf: Die Cortisolbildung setzt vermehrt in der zweiten Nachthälfte ein und gespeichertes Cortisol wird am frühen Morgen schubartig freigesetzt, damit der Körper morgens beim Aufstehen sofort leistungsfähig ist. Die Cortisolausschüttung wiederholt sich vormittags mehrmals und läßt im Laufe des Tages nach. Abends wird praktisch kein Cortisol mehr ausgeschüttet und es sind nur noch etwa 10 Prozent im Blut nachweisbar. Die Tiefstwerte werden gegen Mitternacht erreicht.

In Streßsituationen vermag der Körper allerdings zu jeder Tageszeit, also auch am Abend viel Cortisol freizusetzen.

Ein geringer Cortisolspiegel am Abend und in der ersten Nachthälfte ist Voraussetzung für einen tiefen und erholsamen Schlaf. Das macht den Schlaf vom Abend bis etwa 2 oder 3 Uhr so wertvoll.

Bei hohem Cortisolspiegel wird der Schlaf gestört. Deshalb sollten abends Aufregung, Anstrengung und Arbeit vermieden werden. Auch Streß durch falsche Beleuchtung, Fernsehen oder Funkstrahlung kann zu vermehrter Cortisolausschüttung führen, was ebenfalls zu Lasten der Schlafqualität geht.

Für den Schlaf ist nicht so wichtig, wie lange er dauert, sondern wie tief und erholsam er ist. Da in der zweiten Nachthälfte der Cortisolspiegel zunächst langsam und gegen Morgen steil ansteigt, bringt es nicht viel, abends spät zu Bett zu gehen und dafür morgens lange ausschlafen zu wollen. Denn in der zweiten Nachthälfte ist man wegen der einsetzenden Cortisolausschüttung kaum noch in der Lage, den erholsamen Tiefschlaf zu finden. Gegen Morgen wird man allenfalls noch schlummern.

Der späte Abend und die erste Nachthälfte versprechen den tiefsten und erholsamsten Schlaf, während der frühe Morgen für Aktivität und Arbeit bestimmt ist. Denn normalerweise erreicht der Cortisolspiegel gegen 6 bis 8 Uhr Maximalwerte. Diese kostbare Zeit sollte also nicht verschlafen, sondern genutzt werden. – Morgenstunde hat Gold im Munde.

Dieser Volksweisheit liegt die intuitive Erkenntnis zugrunde, daß wir morgens am leistungsfähigsten sind, sofern wir früh zu Bett gehen und frühmorgens ausgeschlafen aufstehen. Durch Annäherung an den Naturzeitschlaf verkürzt sich die erforderliche Schlafdauer.

Voraussetzung ist jedoch, daß die innere Uhr des Körpers der Sonnenzeit folgt. Das ist nur durch eine naturgemäße Lebensweise zu erreichen: Wir brauchen Sonnenschein und helles Tageslicht, abends eine Beleuchtung mit Glühlampen (kein Lichtstreß durch Leuchtstoff- und Energiesparlampen) und nachts absolute Dunkelheit.

Individuelle Unterschiede

Die Cortisolausschüttung unterliegt enormen individuellen Unterschieden. Auch der Einfluß von Dauerstreß, der mitunter gar nicht wahrgenommen wird, kann zu erheblichen Unterschieden bei denselben Personen führen.

Die Reaktion auf Streß und die Höhe der Cortisolfreisetzung ist gleichfalls von vielen individuellen Faktoren abhängig. Gesunde Menschen reagieren auf mäßige Belastungen auch nur mit mäßig erhöhtem Cortisolspiegel. Ist der Streß vorüber, fällt der Cortisolspiegel bald auch wieder ab.

Bei streßempfindlichen Menschen hingegen, die zum Beispiel an Magnesiummangel leiden, kommt es bereits bei mäßigen, ja selbst bei normalerweise unbedeutenden Belastungen zu starken Streßreaktionen, die zudem lange andauern, selbst wenn die Belastung längst beendet ist.

Da Cortisol den Blutzuckerspiegel anhebt, wird auch Magnesium mobilisiert und vermehrt über die Nieren ausgeschieden. Dadurch verschlimmert sich der Magnesiummangel und in der Folge die Streßempfindlichkeit – ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist. Patienten mit starkem Magnesiummangel brauchen bereits nach mäßigem Streß und trotz der Einnahme von Mg-Präparaten mitunter Tage, bis sie sich halbwegs wieder stabilisiert haben.

 

Ernährungsbedingte Cortisolausschüttung

Nicht nur auf Streß reagiert der Körper mit vermehrter Cortisolausschüttung, sondern auch bei niedrigem Blutzuckerspiegel. Dazu kann es nach dem Verzehr von zucker- und stärkereicher Nahrung kommen. Zunächst schnellt der Blutzuckerspiegel empor und bewirkt eine starke Insulinausschüttung, damit der überschüssige Zucker schnell vom Blut in die Zellen transportiert und dort als Glykogen beziehungsweise als Fett gespeichert wird. Der stark erhöhte Insulinspiegel führt jedoch oft dazu, daß der Blutzuckerspiegel nicht lediglich auf Normalwerte zurückgeführt wird, sondern tiefe Werte erreicht. Die Folge ist Hypoglykämie (Unterzuckerung des Blutes), worauf der Körper mehr Cortisol ausschüttet.

Bei zucker- und stärkereicher Ernährung ist der normale Blutzuckerspiegel höher als bei Kalorienbeschränkung und höherem Fettanteil. Das heißt, es gibt keinen absoluten Schwellwert, unter dem die Hypoglykämie (Unterzuckerung) beginnt. Diese kritische Grenze ist relativ und ernährungsabhängig. Wer also viel Zucker und Stärke ißt und an hohe Blutzuckerwerte gewöhnt ist (bei Insulinresistenz und Diabetikern besonders ausgeprägt), dessen Körper betrachtet normale, ja sogar leicht erhöhte Blutzuckerspiegel als Unterzuckerung und reagiert selbst auf diesem Niveau mit vermehrter Cortisolausschüttung.

Eine zucker- und stärkereiche Ernährung hat also die gleiche Wirkung wie Dauerstreß, egal, ob viele Süßigkeiten genascht oder Kaffee und Kuchen bevorzugt werden (auch Koffeinbelastung geht oft mit einer leichten Anhebung des Blutzuckerspiegels einher), ob zuckerhaltige Getränke konsumiert, ob Brot, Pizza oder Nudeln, Gebäck, Mehlspeisen oder Kartoffeln gegessen werden.

Alkohol wirkt ebenfalls wie reiner Zucker, nur daß der Blutzuckerspiegel langsam ansteigt.

Agglutinine in Brot, Backwaren und Mehlspeisen, werden aufgenommen und verursachen chronische Entzündungen sowie allmähliche degenerative Veränderungen im ganzen Körper. Eine mögliche Folge der vielen Entzündungsprozesse, die in den Geweben unbeachtet vor sich hin schwelen, ist gleichfalls die vermehrte Cortisolausschüttung.

 

Die Folgen erhöhter Cortisolspiegel

Bei anhaltend stark erhöhtem Cortisolspiegel aufgrund von Streß, Fehlernährung oder Einnahme von Cortisolpräparaten ergeben sich schwerwiegende Folgen:

  • Bluthochdruck, dadurch erhöhte Belastung der Gefäßwände, was bei Arteriosklerose das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenschäden erhöht.
  • Cortisol wirkt kurzfristig hemmend auf Entzündungen, Allergien und Autoimmunreaktionen. Bei dauerhaft erhöhtem Cortisolspiegel wird hingegen die Neubildung weißer Blutzellen (Leukozyten und Lymphozyten) gehemmt und die Immunabwehr unterdrückt. Das Risiko einer Infektionserkrankung erhöht sich.
  • Die Kapazität des Lymphgewebes läßt nach.
  • Bei Dauerstreß altert das Immunsystem schneller.
  • Die Schilddrüsenfunktion wird unterdrückt.
  • Verringerte Bildung von Geschlechtshormonen (Gonadotropine). Sexuelle Unlust. Unfruchtbarkeit.
  • Verschlechterung der Kalziumaufnahme und Erhöhung der Kalzium- und Phosphatausscheidung.
  • Führt zu dauerhaft erhöhtem Blutzuckerspiegel und hoher Insulinbelastung. Dadurch beschleunigte Alterung und Förderung degenerativer Erkrankungen in allen Geweben und Organen.
  • Förderung akuter Insulinresistenz, da Cortisol den Eintritt von Glukose in die Zellen hemmt. Dies führt zur Steigerung der Insulinausschüttung, fördert die Entwicklung des metabolischen Syndroms und schließlich von Diabetes vom Typ 2.
  • Hohe Blutzuckerspiegel und Insulinresistenz fördern die Verfettung.
  • Wassereinlagerung in den Geweben.
  • Abbau von Knochenmasse (Osteoporose).
  • Schädigung von Sehnen, Bändern, Bandscheiben und Gelenkknorpeln.
  • Abbau von Muskelmasse.
  • Verschlechterte Wundheilung.
  • Bindegewebsschäden.
  • Beschleunigte Alterung und Faltenbildung der Haut.

Zur Wirkung des Cortisols auf den Fettstoffwechsel: Bei dauerhaft hohem Cortisolspiegel werden vermehrt Fettsäuren aus den Fettzellen freigesetzt. Werden die überschüssigen Fettsäuren jedoch nicht durch körperliche Anstrengung verbraucht, werden diese wieder im Fettgewebe eingelagert. Aufgrund hoher Blutzuckerspiegel und Insulinresistenz wird Glukose wieder vermehrt in die Fettzellen transportiert und in Fett umgewandelt. Das führt in der Summe und auf Dauer leicht zur Verfettung.

Ein dauerhaft hoher Cortisolspiegel fördert zudem den Proteinabbau und den Verlust an Muskelmasse. Das führt langfristig zur Auszehrung, sofern dieser Prozeß nicht durch Verfettung überdeckt wird.

Hohe Blutzucker- und Insulinspiegel führen zu vermehrter Glykation, der Verbindung von Zucker und Proteinen, beschleunigen dadurch die Alterung und fördern degenerative Schäden, die anfangs unbemerkt bleiben und deshalb unterschätzt werden.

In dem Maße wie das Bindegewebe durch Glykation seine Durchlässigkeit für Nährstoffe und Stoffwechselgifte verliert und damit eine wesentliche Funktion einbüßt, werden degenerative Schäden in den Geweben gefördert, die vom Stoffwechsel über das Bindegewebe abhängig sind. Das kann unter anderem zu einer Erhöhung des Krebsrisikos führen. Auch Fibrose und Verhärtung der Gewebe wird gefördert.

Durch Glykation werden die kollagenen Fasern des Bindegewebes geschädigt und brüchig. Das Bindegewebe unter der Haut bricht ein, es bilden sich Falten und die Haut wird runzlig. Altersflecken auf der Haut zeugen von Gewebeschäden.

Letztlich sind alle Gewebe und inneren Organe von der Schädigung betroffen. Es kommt zu degenerativen Erkrankungen und gesundheitlichem Verfall.

Besonders gefährdet durch dauerhaft hohe Blutzucker- und Insulinspiegel sind auch Gehirn und Nervensystem. Die degenerative Schädigung des Gehirns kann zu seelischen Störungen führen, zu Vergeßlichkeit und Abnahme des Denkvermögens. Schließlich können sich neurodegenerative Erkrankungen entwickeln, etwa Polyneuropathien mit Mißempfindungen, Parkinson-Krankheit oder Alzheimer-Demenz.

Die Schadwirkung von Phasen erhöhter Cortisolausschüttung und dadurch hoher Blutzucker- und Insulinspiegel addiert sich im Laufe des Lebens. Es ist also weniger das Alter an sich, sondern vielmehr die über Cortisol angetriebene Beschleunigung der Lebensuhr. Je höher der Cortisolspiegel, desto schneller die Alterung. Diese ist nicht mehr rückgängig zu machen. Falten, die sich einmal in die Gesichtshaut eingegraben haben, bleiben und vertiefen sich immer weiter.

 

Die unmittelbare Wirkung hoher Cortisolspiegel auf Gehirn und Nervensystem

Hohe Cortisolspiegel aktivieren Gehirn und Nervensystem dahingehend, einer Gefahr zu begegnen und Höchstleistung bei der Flucht oder im Kampf zu erbringen. Man ist hellwach und alle Sinne sind aufs Äußerste schärft. Alles, was mit der realen oder befürchteten Bedrohung zusammenhängt, wird wahrgenommen. Alle Muskeln sind gespannt wie eine Feder.

Hirnaktivitäten, die für das Überleben in bedrohlichen Situationen nicht erforderlich sind, werden unterdrückt. Vor allem das höhere Denkvermögen sowie das Gedächtnis werden blockiert. Deshalb kann man bei sportlichem Wettkampf nicht nebenbei mathematische Aufgaben lösen, Gedichte oder Vokabeln erlernen. Das Gehirn ist voll damit beansprucht, körperliche Höchstleistungen zu ermöglichen. Wer sich beim Training voll verausgabt, hat sogar Mühe, die Zahl der Wiederholungen bei einer Übung korrekt zu zählen.

Aus diesem Grunde wirkt Prüfungsangst, die mit starker Cortisolausschüttung einhergeht, blockierend auf das Denkvermögen und der Schüler bleibt gewöhnlich unter seinen Fähigkeiten. Mitunter ist er nur noch in der Lage, auswendig Erlerntes wiederzugeben. Hohe Cortisolspiegel hemmen also stark die höheren geistigen Funktionen.

Wer unter Streß steht, ganz gleich welcher Art, ist aufgrund der anhaltend hohen Cortisolwerte nicht mehr fähig, in schwierigen Situationen nachzudenken und Probleme überlegt und umsichtig zu lösen. Streß erschwert und blockiert das Lernen. Auch häufen sich unter Streß die Fehler bei Arbeiten, die ansonsten fehlerfrei verrichtet werden. Geistig anspruchsvolle Arbeit, die unter Streß und Zeitdruck verrichtet wird, taugt gewöhnlich nicht viel. Streßvermeidung ist deshalb für jede höhere geistige Arbeit unbedingt notwendig.

Außerdem schädigt Dauerstreß infolge des erhöhten Blutzuckerspiegels das Gehirn allmählich, was sich mit zunehmendem Alter mit allmählicher Abnahme der geistigen Fähigkeiten bemerkbar macht.

 

Die Ursachen erhöhter Cortisolbelastung

Die Cortisolausschüttung ist maßgeblich von unserer Lebensweise abhängig. Sie wird gefördert durch eine Ernährung mit viel Zucker und Stärke, durch Kaffee und Tee, durch Alltagsstreß, Angst und Sorgen, durch Lärm, naturwidriges Kunstlicht (Leuchtstoff- und Energiesparlampen), zu viel Sport und Training sowie Mangel an Schlaf, Ruhe und Erholung.

Dabei ist nicht so sehr die Dauer des Schlafes maßgebend, sondern dessen Tiefe und Erholungswirkung. Schon eine Nacht Schlafentzug bringt selbst robuste Menschen in eine miserable Lage. Es entsteht eine Art von Insulinresistenz, unter der Diabetiker vom Typ 2 dauerhaft leiden. Schlafmangel wirkt sich somit verheerend auf die Gesundheit aus.

Streß am Abend, der zu hohem Cortisolspiegel führt, verhindert das sofortige Einschlafen und stört den Schlaf. Schon ein aufregender Film am Abend kann dafür genügen.

Entscheidend ist, wie sich der Streß auswirkt und wie er subjektiv empfunden wird. Gesunde Menschen ertragen hohe Belastungen, ohne daß sich der Cortisolspiegel zu sehr erhöht. Bei anfälligen Menschen führt Streß leicht zu Krisen, ja mitunter sogar zum Zusammenbruch. Magnesiummangel erhöht die Streßempfindlichkeit. Bei Streß wird vermehrt Magnesium über den Urin ausgeschieden, wodurch sich die Streßempfindlichkeit erhöht – ein Teufelskreis, der ab einem kritischen Stadium nur noch schwer zu durchbrechen ist, selbst wenn Magnesium eingenommen wird. Hohe Dosen werden dann größtenteils wieder ausgeschieden.

 

Es gibt keinen positiven Streß

Streß ist Gift im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt keinen gesunden Streß. Je stärker der Streß und je länger er anhält, desto schlimmer sind die Folgen. Bei Dauerstreß verflüchtigt sich die Jugendlichkeit im Laufe der Jahre. Man wird alt, krank und häßlich.

Die Unterscheidung von positivem und negativem Streß beruht auf einem Mißverständnis. Kraft- und Ausdauertraining zum Beispiel haben positive Effekte auf die Gesundheit. Das Training selbst ist allerdings stets mit Streß verbunden, der negativ zu Buche schlägt. Es kommt darauf an, die positiven Effekte des Trainings zu nutzen und die Streßbelastung dabei gering zu halten. Für Kraft und Ausdauer heißt das: Kurz und intensiv trainieren sowie ausreichend lange Ruhezeiten bis zum erneuten Training einhalten. Die Zunahme der Kraft und Ausdauer erfolgt in der Ruhephase nach dem Training bei niedrigem Cortisolspiegel.

Bei dauerhaft hoher Cortisolbelastung wird übrigens die Ausschüttung des Wachstumshormons Testosteron gehemmt, da beide Hormone aus den gleichen knappen Ausgangssubstanzen gebildet werden. Wie bei einer Wippe geht die vermehrte Bildung von Cortisol stets zu Lasten von Testosteron. – Mit der ständigen Unterdrückung der Testosteronausschüttung verfliegt nicht nur die Jugendlichkeit, sondern auch die Männlichkeit (bei Frauen geht die Leistungskraft gleichfalls zurück). Man tendiert dazu, weichlich, dicklich und schwächlich zu werden.

 

 

Die Senkung erhöhter Cortisolspiegel

Zunächst sollten die Ursachen erhöhter Cortisolbelastung vermieden werden. Zur Senkung des Cortisolspiegels sind Ruhe, Erholung und ausreichend Schlaf unerläßlich. Darüber hinaus hilft Bewegung, sofern diese nicht in Streß ausartet.

Ganz wichtig sind Sonnenschein und helles Tageslicht. Bei Streß erholt man sich am besten im Freien. Besonders hilfreich sind Sonnenbäder, denn Sonnenstrahlung hat eine enorm beruhigende Wirkung: Der Cortisolspiegel wird umgehend gesenkt und die Bildung von Testosteron angeregt (mehr darüber in dem Buch Sonnenlicht – das größte Gesundheitsgeheimnis).

 

 

Adrenale Erschöpfung: Zusammenbruch des Cortisolsystems

Bei anhaltendem Dauerstreß kann die Leistungsfähigkeit der Nebennierenrinde im Laufe der Zeit erschöpft werden. Der Körper ist dann nicht mehr in der Lage, Cortisol in ausreichender Menge freizusetzen. Die Betroffenen fühlen sich ausgebrannt, ständig müde und erschöpft, sie sind kraftlos, lustlos und leiden unter Antriebsschwäche. Bereits morgens beim Aufstehen sind sie erschöpft. Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme sind häufige Begleitsymptome.

Bei streßbedingter Nebennierenschwäche (adrenale Erschöpfung, Unterfunktion der Nebennieren) sind viel Schlaf, Ruhe und Erholung notwendig, bis sich die Nebennierenrinde erholt hat und das hormonelle Gleichgewicht wiederhergestellt ist.

Ansonsten kann in diesem Zustand die Einnahme von Cortisolpräparaten in physiologischer Dosis sinnvoll sein, um das Defizit auszugleichen.

Bei Nebenniereninsuffizienz ist die Cortisoltherapie sogar zwingend erforderlich, um das Leben des Patienten zu retten.

 

Vorsicht mit Cortisolpräparaten!

Cortisolpräparate können hilfreich sein, um starke allergische Reaktionen zu unterdrücken oder die Schmerzempfindlichkeit zu dämpfen. Bei allergischem Schock, etwa wenn eine empfindliche Person von einer Wespe gestochen wurde, kann Cortisol sogar Leben retten.

Wird Cortisol in physiologischer Dosierung eingenommen, wird solange kein körpereigenes Cortisol mehr ausgeschüttet, bis der Cortisolspiegel wieder auf niedrige Werte gefallen ist. Die Störung hält sich somit in Grenzen. Die Einnahme in physiologischer Dosierung kann notwendig sein, wenn die Nebennierenrinde erschöpft ist und nicht mehr genug Cortisol zu bilden vermag. Allerdings kann die bedarfsgerechte, schubartige Freisetzung körpereigenen Cortisols nur unzureichend imitiert werden.

Viele wirkungsverwandte synthetische Substanzen haben zum Teil einen um Faktor 4 bis 30 höhere Wirksamkeit als Cortisol. Ob sich das Wirkspektrum wirklich vollständig deckt, sei dahingestellt. Das große Problem besteht jedoch in der hohen Dosierung, vor allem, wenn diese über längere Zeit erfolgt. Das wirkt sich verheerend auf die gesundheitliche Verfassung aus. Die Alterung wird massiv beschleunigt.

Deshalb sollte Cortisol in erhöhter Dosierung nur in begründeten Fällen und möglichst nur für kurze Zeit verordnet werden.

Bei Allergien, Rheuma und Arthritis ist die Ursache zu suchen, anstatt voreilig Cortisol zu verschreiben. Durch Cortisol werden zunächst vielleicht die Beschwerden gelindert, doch wenn die Ursache bestehenbleibt, dann bleibt auch das Leiden erhalten und verschlimmert sich mit der Zeit. Die Cortisoleinnahme über längere Zeit führt entsprechend der Tagesdosis zu gesundheitlichem Verfall.